Lernen mit ADHS und Autismus

ADHS und Lernen


I

Im Zusammenhang mit ADHS und anderen Formen von Neurodivergenz spielt die Art des Lernens eine zentrale Rolle. Viele Lernumgebungen, Aufgabenformate und Unterrichtskonzepte sind nicht gehirngerecht für neurodivergente Kinder und Jugendliche. Sie orientieren sich an neurotypischen Denk- und Arbeitsweisen und führen deshalb oft zu Frustration, Überforderung und deutlich geringeren Lernerfolgen.

Gerade bei ADHS sind die sogenannten exekutiven Funktionen besonders relevant. Diese steuern unter anderem Aufmerksamkeit, Handlungsplanung, Impulskontrolle und Motivation. Menschen mit ADHS lernen nachweislich besser, wenn sie echtes Interesse an einer Aufgabe haben. Ohne diese intrinsische Motivation braucht es klare, attraktive äußere Anreize – also eine extrinsische Motivation, um eine Aufgabe überhaupt beginnen und durchhalten zu können.

Lernumgebungen sollten daher so gestaltet sein, dass sie entweder an individuelle Interessen anknüpfen, neu und spannend wirken oder gezielte Motivation von außen bieten. Reine Wiederholungen, monotone Arbeitsblätter oder überfrachtete Lernsoftware führen dagegen häufig zu Abschalten, Widerstand oder Vermeidung.

Ebenso wichtig ist eine klare, ruhige und reizreduzierte Umgebung. Unstrukturierte Räume, vage Anweisungen oder wechselnde Anforderungen sorgen bei vielen Kindern mit ADHS schnell für Reizüberflutung und Ablenkung. Klare Abläufe, visuelle Hinweise, Zeitstrukturen und definierte Ziele helfen dagegen, die Aufmerksamkeit besser zu bündeln.

Auch die zwischenmenschliche Atmosphäre spielt eine große Rolle. Menschen mit ADHS profitieren von einer unterstützenden Haltung, ehrlichem Interesse und regelmäßigem, wohlwollendem Feedback. Wertschätzung für den Einsatz – nicht nur für das Ergebnis – stärkt die Lernmotivation und das Selbstvertrauen.

Besonders wichtig: Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Jeder Mensch mit ADHS bringt ein individuelles Profil mit – was motiviert, überfordert oder funktioniert, kann sehr unterschiedlich sein. Deshalb ist eine individualisierte Lernbegleitung der wirksamste Ansatz. Nicht perfekt, aber passgenau.


Autismus und Lernen


Auch autistische Kinder lernen am besten, wenn das Material an ihre Interessen anknüpft. Ein zentraler Punkt dabei ist die Art der Aufgabenstellung. Sie muss klar, konkret und unmissverständlich formuliert sein. Vage Formulierungen oder mehrdeutige Anweisungen können schnell zu Unsicherheit und Rückzug führen.

Ebenso wichtig ist eine reizreduzierte, strukturierte Lernumgebung. Zu viele Sinneseindrücke, wechselnde Anforderungen oder unklare Abläufe führen bei vielen autistischen Kindern nicht nur zu Ablenkung, sondern auch zu Überforderung und Abschalten. Struktur, Vorhersehbarkeit und ein klarer Rahmen schaffen die Grundlage für erfolgreiches Lernen.

Besonders herausfordernd kann das Lernen bei Kindern mit einem PDA-Profil (Pathological Demand Avoidance) sein. Sie zeigen oft eine starke Vermeidungshaltung gegenüber wahrgenommenen Anforderungen – auch wenn sie die Aufgabe eigentlich bewältigen könnten. Hier braucht es ein tiefes Verständnis für das individuelle Stressprofil des Kindes und eine feinfühlige Gestaltung der Lernsituation.

Lernen mit PDA bedeutet, Anforderungen so zu verpacken, dass sie nicht als Zwang erlebt werden. Dazu gehört ein maximal flexibler Umgang mit Aufgaben, die Möglichkeit zu Rückzug und Kontrolle über das eigene Tempo sowie ein vertrauensvoller, druckfreier Kontakt. Klassische Lernmethoden scheitern bei PDA häufig. Was stattdessen hilft, ist ein beziehungsorientierter, indirekter Zugang mit viel Raum für Autonomie und Sicherheit.

Um diese Besonderheiten aufzugreifen, plane ich spezielle Materialien und Begleitangebote für das Lernen mit ADHS, Autismus und PDA. Dazu gehören unter anderem Arbeitsblöcke, interessengeleitete Lernmaterialien und alltagstaugliche Lektüren für Eltern und Fachpersonen.

Mein Ziel ist es, Wissen bereitzustellen und echte Unterstützung zu bieten – angepasst an das Kind, nicht an die Norm. Lernen soll sich nicht wie ein Kampf anfühlen, sondern wie eine Möglichkeit, sich zu entfalten.